Beren und Lúthien • J. R. R. Tolkien
Aktuell greife ich eher selten zu einem Fantasy Buch und tendiere eher zu einem der klassischen Romane, wenn es darum geht ein Abenteuer zu erleben. Trotzdem zieht es mich immer wieder in die schön ausgestalteten Welten und bei den großen Namen der Fantasyliteratur bin ich schnell verführt. Genau so ist es bei der Neuausgabe von Beren und Lúthien von Tolkien passiert, welches im Juni diesen Jahres im Klett-Cotta Verlag erschienen ist. Den Ausschlag haben die schönen Illustrationen von Alan Lee gegeben, die das Buch als etwas sehr Stimmiges erscheinen lässt. Ob das tatsächlich so ist, erfahrt ihr in dieser Rezension.
Vergangenes Jahr habe ich Der Hobbit und Der Herr der Ringe, jeweils in einer schönen Prunkausgabe, neu gelesen und auch rezensiert. Beide Bücher sind mir sehr positiv in Erinnerung und besonders der Bezug zwischen den Figuren und der schönen Natur sind mir hier, neben einem richtig schönem Abenteuer, sehr in Erinnerung geblieben. Vorbelastet durch die Filme und natürlich durch die gelungenen Beschreibungen der Welt, taucht man hier als Leser sehr schnell in die Welt von Mittelerde ein. Neben diesen bekannten Büchern hat Tolkien allerdings auch noch zahlreiche andere Texte hinterlassen, welche sich mit der Geschichte und Mythologie Mittelerdes befassen. Zahlreiche Bücher wurden posthum von Tolkiens Sohn Christopher zusammengestellt und veröffentlicht.
Beren und Lúthien sind zwei Figuren, die Tolkien ausgehend von seinen ersten schriftstellerischen Schritten immer wieder aufgegriffen und weiterentwickelt hat. Wie ein roter Faden zieht sich diese Liebesgeschichte durch zahlreiche seiner Werke und hatte für Tolkien eine besondere Bedeutung. Christopher Tolkien hat in diesem Buch die vielen Fragmente, in denen diese Geschichte auftaucht, in diesem Buch zusammengetragen, sie zeitlich angeordnet und kommentiert dessen Entwicklung über die Jahre hinweg.
Das Buch beginnt mit einem Vorwort und mit einleitenden Informationen zum Hintergrund. Wer mit dem Silmarillion, den Verschollenen Geschichten und anderen Texten von Tolkien zur Historie Mittelerdes nicht vertraut ist, wie das bei mir der Fall ist, für den ist das unerlässlich, um die einzelnen Figuren und ihre Beziehung zueinander zu verstehen. Auch ein Glossar am Ende des Buches dient hier nochmal als Orientierung.
Eine erste frühe Fassung stellte Die Geschichte von Tinúviel dar, welche Tolkien während seines Fronteinsatzes im ersten Weltkrieg verfasst hat. Den eigentlich ersten Urtext hat Tolkien wieder ausradiert und auf den selben Zetteln diese erste Fassung geschrieben. Die Geschichte von Tinúviel umfasst bereits sehr viele Elemente, welche diese Liebesgeschichte ausmachen und legt die grobe Handlung fest. In Prosaform verfasst hat sie einen mythenähnlichen, oft märchenhaften Erzählstil und liest sich recht flüssig. Die Geschichte wird dabei kompakt wiedergegeben und es entsteht, typisch für diese Art zu erzählen, wenig Nähe zu den einzelnen Charakteren.
Anschließend wird die weiterentwickelte Geschichte in ihren verschiedenen Variationen dargestellt. Christopher Tolkien kommentiert dabei immer wieder die einzelnen Entwicklungsschritte. So gab es verschiedene Skizzen zu dem Silmarillion, welche zumeist in einem recht knappen und stark gerafften Erzählstil verfasst sind. Sehr ausführlich ist ein unvollendetes Gedicht, in Versform abgedruckt, das Leithian-Lied, welches ebenfalls in einer eigenen Variation diese Geschichte erzählt. Elemente der ursprünglichen Fassung verschwinden und das Schicksal um Beren und Lúthien wird in den größeren Kontext der Historie Mittelerdes gesetzt. Während Beren in der ersten Version ein Elf ist, wird er in den späteren Fassungen ein Sterblicher.
Den ersten Text Die Geschichte von Tinúviel hat mir mit ihrem märchenhaften Stil ganz gut gefallen. Auch wenn sie nicht bewegt, ist sie doch ganz unterhaltsam und vom Verlauf und den Elementen gut gelungen. Die weiterführenden veränderten Variationen, welche stark zusammengefasst die Geschichte verändert erzählt haben, hatten eher informativen Charakter und habe ich eher als Basis für ein Verständnis des Leithian-Lied in Gedichtform wahrgenommen. Das habe ich stellenweise als sehr stimmungsvoll empfunden, denn hier schafft es Tolkien oft die Atmosphäre und Eindrücke der Landschaft und Natur in einer ganz knappen Form zu vermitteln. Sehr wohlklingend fand ich besonders die Stelle, wo Beren sich von Lúthien trennen möchte, da er ihrem Vater geschworen hat, nur mit dem Silmaril zurück zu kommen. Der Empathie förderlich ist aber keine dieser Erzählformen und so entsteht das Bild von einer zwar schön verpackten, aber wenig rührenden Liebesgeschichte.
Einen sehr ähnlichen Plot in verschiedene Stilrichtungen neu zu lesen, fand ich bei diesem Buch besonders faszinierend. Das gibt es nicht allzu oft und es ist interessant zu sehen, wie diese verschiedenen Arten einen Text zu verfassen unterschiedlich wirken. Gleichzeitig ist das aber auch die große Schwäche von diesem Buch: Der Leser bekommt immer wieder die selbe Geschichte präsentiert, was sich schließlich schon sehr schnell abnützt. Die Intention den Schaffensprozess Tolkiens darzustellen dürfte wohl nur für eingefleischte Fans von Interesse sein.
Erwähnenswert sind auf jeden Fall die Illustrationen von Alan Lee. Die sind wieder sehr gelungen und der Stimmung tatsächlich sehr förderlich. Besonders in Kombination mit dem Leithian-Lied habe ich mich wieder sehr in die Herr der Ringe Welt zurückversetzt gefühlt. Auch die zahlreichen Skizzen werten das Buch sehr auf und zusammen mit dem Text entsteht eine gelungene Mischung aus Sage, Mythologie und Fantasy. Ich mag die Aufmachung der gebundenen Bücher vom Klett-Cotta Verlag immer sehr. Sowohl von der Covergestaltung, als auch vom Umschlag und der ganzen Verarbeitung. Für mich ein Grund auf jeden Fall immer zum gebundenen Buch zu greifen.
Fazit: Mit Beren und Lúthien präsentiert Christopher Tolkien, wie er selbst im Vorwort schreibt, wohl sein letztes Buch, in dem er die Texte seines Vaters neu zusammengestellt veröffentlicht. Die eigentliche Liebesgeschichte ist mit ihrem mythologischen und märchenhaften Stil sehr schön und gelungen. Diese Geschichte aber in ihrem Entwicklungsprozess und in all ihren Variationen zu erleben ist wohl eher etwas für eingefleischte Tolkien-Fans. Der unbedarfte Leser findet sich zwar in den sehr gut, von Christopher Tolkien kommentierten und aus zahlreichen Quellen zusammengetragenen Textfragmenten zurecht, erlebt aber in allen unterschiedlichen Erzählformen keine spannende oder bewegende Geschichte. Ein Genuss sind auf jeden Fall die schönen Illustrationen von Alan Lee.
Buchinformation: Beren und Lúthien • J. R. R. Tolkien • Klett-Cotta Verlag • 304 Seiten • ISBN 9783608961652
Moin,
man muss aber auch sagen, dass viele Manuskripte von Tolkien gar nicht zur Veröffentlichung gedacht waren, sondern nur als Hintergrund für die Ringgeschichte. Beim Silmarillion bin ich mir nicht ganz sicher, aber die Nachrichten aus Mittelerde sind auch „nur“ eine Sammlung von „Zetteln“, die von seinem Sohn geordnet wurden. Ich hab Beren und Luthien nur als eBook und auch da liegt es auf dem SuB. Der Vollständigkeit halber 🙂
Hab ich schon erwähnt, dass ich auch eine HdR Ausgabe von Anna habe? 🙂 Ich hab allerdings die Version in drei Büchern gewählt.
//Huebi
Liebe Huebi,
ich finde, man merkt das einigen Texten an, die veröffentlicht wurden. Aber ich kann auch verstehen, dass sein Nachlass noch veröffentlicht wurde, denn am Ende ist ja die Begeisterung bei den Lesern definitiv da.
Ui, gibt es denn irgendwo Bilder von deiner HdR Prunkausgabe? Sehr cool, dass ich dich mit Annas wunderbar gebundenen Büchern anfixen konnte 😉
Liebe Grüße
Tobi
Hi Tobi,
guckst du hier:
http://fs5.directupload.net/images/170714/jo7t26og.jpg
http://fs5.directupload.net/images/170714/omf47lzh.jpg
Ntürlich eine alte Übersetzung von Margaret Carroux, ich hab gleich in die vollen gegriffen und mir alles selbst ausgewählt, Leder, Prägung, Lesebündchen, Vorsatzpapier.
//Huebi
Hallo Huebi,
wow, nicht schlecht. Also Anna hats auch echt drauf, die sehen echt super aus. Bei der Version mit drei Büchern muss ich gleich an die grüne Ausgabe denken. Aber da gab es ja eine ganze Menge anderer. Den Hobbit habe ich als Übersetzung von Krege und fand sie nicht schlecht.
Herzliche Grüße
Tobi
Moin,
der Buchblock selbst ist die dritte Auflage der Leinenausgabe von 1984. Die hat keine Lumbekbindng und auch das Papier ist wesentlich hochwertiger und angenehmer. Die grüne kartonierte Ausgabe habe ch auch noch, aber die hat extrem gelitten, gebe ich aber auch nicht her. Keine Ahnung wo Anna diese alten Schätzchen auftreibt.
//Huebi
Am Ende war das letzte Buch aber Der Fall von Gondolin in ebenso toller Ausgsabe.
Grüße aus NZ