Tolkiens Herr der Ringe: Ein alter Hut oder noch immer ein Lesetipp?

Der Herr der Ringe von Tolkien ist das berühmteste Fantasy-Werk dieser Tage, vielfach verfilmt, in zahlreichen Ausgaben erschienen und mit seinen unzähligen Franchise-Artikeln gibt es ein riesiges Produktangebot rund um dieses klassische Fantasy-Abenteuer. Aber lohnt sich die Lektüre überhaupt noch, jetzt im Jahr 2023, oder hat sich die Geschichte nicht überholt und ist eher zu einem übertrieben kommerziellen Produkt geworden? Mein persönlicher Blick auf den umfangreichen Kosmos von Tolkiens Der Herr der Ringe.

Mich schreckt es ja immer eher ab, wenn ein Buch kommerziell sehr erfolgreich ist, genauso wie ich in der Regel um die Spiegel-Bestseller einen großen Bogen mache, da ich dort nur extrem selten einen Treffer gelandet habe. Der Herr der Ringe habe ich gelesen, als Fantasy Literatur als Genre noch nicht so breit gefächert war, wie das dieser Tage der Fall ist und es auch die Unterscheidung in verschiedene Subgenres, wie High Fantasy, Urban Fantasy usw. noch nicht gab. Ich fand die Geschichte schon immer sehr schön und mochte dieses ganz klassische Fantasysetting, besonders aber auch die wunderschöne atmosphärisch dichte Kulisse. Trotzdem hat das Buch nicht den Stellenwert bei mir eingenommen, dass das Buch bei anderen Menschen hat. Da hat eine andere Fantasyreihe bei mir das Rennen gemacht.

Der Herr der Ringe umfasst mittlerweile ja nicht nur das Hauptwerk und die Vorgeschichte Der Hobbit, sondern es erschienen zahlreiche weitere Bücher, viele davon wurden von J. R. R. Tolkiens Sohn Christopher Tolkien veröffentlich, der seinen Nachlass sorgsam verwaltete. Hinzu kamen dann die berühmten aufwändigen Verfilmungen von Peter Jackson und zuletzt gab es eine Serienverfilmung von Amazon.

Die Bündchen sind zwar deutlich sichtbar, aber nicht übermäßig ausgeprägt. Der rote Schnitt macht die rote Akzentfarbe, die auch bei dem Lesebändchen aufgegriffen wird.

Vor einigen Jahren habe ich Der Herr der Ringe dann erneut gelesen. Das schöne an so vielgelesenen Büchern ist, dass man sie häufig als prächtige Ausgabe bekommt. Entsprechend habe ich mich umgesehen und schließlich entschlossen, mir basierend auf der hochwertigen einbändigen Ausgabe, welche von der viel gelobten Margaret Carroux übersetzt wurde, eine Prachtausgabe neu binden zu lassen. Damals habe ich dann das Buch natürlich auch gleich gelesen und habe die Lektüre sehr genossen. Ja, Der Herr der Ringe ist ein super Buch, mit seinem wunderschönen Setting und der fein ausgestalteten Welt ist es einfach ein zeitloser Klassiker, der von seinem Reiz nichts eingebüßt hat.

Später habe ich mir dann auch Der Hobbit geholt und zwar in einer wunderschönen limitierten Lederausgabe, vom Klett-Cotta Verlag, die mittlerweile vergriffen und im Wert ganz schön gestiegen ist. Mir hat tatsächlich Der Hobbit ein bisschen besser gefallen, denn es ist eine wunderschöne Geschichte mit einem angenehmen runden Bogen, die alles enthält, was man sich von einem gelungenen Fantasybuch erwartet. Wer nicht so viel Zeit investieren möchte und unschlüssig ist, dem ist das auf jeden Fall sehr zu empfehlen.

Vor gar nicht so langer Zeit, habe ich dann ein Faksimile der Erstausgabe von The Hobbit entdeckt. Ursprünglich umfasste die Erstauflage 1.500 Exemplare. Vor wenigen Monaten wurde eines der originalen Exemplare für 12.000 Euro versteigert. Wer nicht so viel Geld ausgeben möchte, aber trotzdem in den Genuss der Aufmachung der Erstaufgabe kommen möchte, kann ein Replikat davon im Buchhandel kaufen. Das habe ich gemacht und ich muss sagen, ich finde diesen klassischen und einfachen Stil einfach wunderbar. Mit schlichten aber sehr stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Illustrationen, die Tolkien selbst gezeichnet hatte. Die Lektüre von diesem schönen und so klassisch wirkenden Buch war schon ein echter Genuss, das muss man einfach sagen, da kommt man voll in diese altertümliche aber wunderschöne Welt hinein und kann sich gut vorstellen, wie Tolkien das einmal seinen Kindern vorgelesen hat.

Über die Jahre sind zahlreiche weitere Bücher entstanden. Beispielsweise drei kleine Bände, die ebenfalls eine wunderschöne Aufmachung haben und Gedichte und Märchen von Tolkien enthalten. Oder Beren und Lúthien, eine Geschichte, die in ihren verschiedenen Versionen vorgestellt wird. Auf diese Weise kann der Leser nachvollziehen, wie Tolkiens Geschichten entstanden sind.

Besonders berühmt sind die Verfilmungen von Peter Jackson. Ich hab sie mir schon lange lange nicht mehr angesehen und hätte da schon echt wieder Lust darauf, allerdings machen dann Abends doch immer Bücher das Rennen. Es gibt einige bekannte Illustratoren, die zahlreiche Gemälde zu Tolkiens Geschichten gemalt haben. Am bekanntesten sind Alan Lee und John Howe. Diese wunderschönen Zeichnungen wecken einfach stimmungsvolle Szenen zum Leben, welche die Atmosphäre der Romane einfach perfekt wiedergeben. Beide Künstler wurden dann auch Illustratoren für die Filmtrilogie von Peter Jackson und haben die Kulissen maßgeblich mit gestaltet. Es gibt die fünfteilige Dokureihe Auf den Spuren der Hobbits von Arte, in der man vieles über die Entstehung der Filme, aber auch über Tolkien selbst erfährt. So war Nordengland Inspiration von Tolkien und er war immer wieder Wandern und hat so die Vorlage für seine Welt gefunden. Mit Reise durch Mittelerde gibt es ein Buch, dass zahlreiche Skizzen und Entwürfe von John Howe sammelt und vorstellt. Ein wunderschönes Buch, dass zum Blättern und Träumen einlädt.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Produkte die Tokiens Welt als Hintergrund haben. Das reicht von einem Replikat des einen Rings bis hin zu Brettspielen oder eine spezielle Monopoly-Version im Herr der Ringe Setting. Sogar die Pfeifen von Bilbo oder Gandalf kann man erstehen. Die meisten Dinge finde ich einfach nur kitschig und es handelt sich um nutzlose Merchandising-Artikel, mit denen ich nicht viel anfangen kann.

Bemerkenswert ist aber das Herr der Ringe Set des Sammelkartenspiels Magic The Gathering. Ich liebe ja dieses Sammelkartenspiel, einfach weil es auch ein Relikt aus meiner Kindheit ist. Als das Set erschien, kam ich nicht darum herum, mir die Commanderdecks zu bestellen. Mit neuen und sehr hochwertigen Illustrationen, sind die Karten einfach wunderschön, sehr stimmungsvoll und kommen mit einer eigenen visuellen Interpretation der Romane. Leider sind sie sehr hochpreisig und ich warte auf einen Reprint, dann werde ich mir noch ein paar der schönen Karten holen.

Fazit: Der Herr der Ringe ist noch immer eine wunderschöne und sehr lesenswerte Geschichte. Das klassische aber stimmungsvolle Setting, die spannende Geschichte, die zauberhaften und auch märchenhaften Figuren und Völker, alles lässt den Leser in eine faszinierende Welt eintauchen. Ich brauch nicht mehr als die schönen Bücher und kann auf die Filmadaptionen und zahlreichen Produkte rund um Der Herr der Ringe durchaus verzichten (mit Ausnahme der Magic The Gathering Karten, damit haben sie auch mich gekriegt). Den kommerziellen Zirkus muss man aber sicher nicht mitmachen. Wunderbare Klassiker der Literatur kommen nie aus der Mode, sie sind es immer wert gelesen zu werden, egal ob jetzt oder in hundert Jahren.

9 Comments

  1. Schöner Überblick. Liest du zuweilen solche Klassiker auch mal im Original? Habe früher auch zu Übersetzungen gegriffen, aber zumindest englische Bücher lese ich nur noch im Original.

    Wenn ich die Originale mit den Übersetzungen vergleiche graust es mich manchmal, wie ‚ungenau‘ meinem Sprachverständnis zufolge manche Übersetzungen sind.

    1. Lieber Marcel,

      „The Hobbit“ habe ich zuletzt im Original gelesen, da es da auch diese schöne Faksimile Ausgabe gab, die wie die Erstausgabe aussieht. Wobei ich die deutsche Übersetzung schon auch gut fand, die transportiert diese oft leicht humorvollen Zwischentöne natürlich nicht in voller Pracht, aber die Lektüre war schon auch echt gut. „The Lord of the Rings“ habe ich hier in den Harper Collins Ausgaben, deren Einbände von Coralie Bickford-Smith gestaltet wurden und die werde ich bald lesen.

      Die Qualität von Übersetzungen schwankt stark, da lohnt es sich schon oft zu höherpreisigen Ausgaben zu greifen. Ältere Übersetzungen nehmen es mit der Genauigkeit oft nicht so ernst, bei aktuellen Übersetzungen wird schon deutlich mehr darauf geachtet, dass der Text möglich nahe am Original bleibt. Beispielsweise die Klassiker, die im Hanser Verlag erschienen sind. Also besonders französisch und russisch müsste man können, um die Originale lesen zu können 😉

      Liebe Grüße und vielen lieben Dank für Dein Feedback
      Tobi

      1. Manchmal ist es halt weder Fisch noch Fleisch. Beim Monte Christo z.B. bin ich sowohl mit der gemeinfreien (für unsere Ohren schon etwas altertümelnden) als auch mit der ‚modernisierten‘ Übersetzung (Bibliothek der Phantastik, Fischer-Verlag, EAN 9783596119424) unzufrieden gewesen, deshalb werde ich da auch nochmal das Original lesen (als Vorübung für die „Recherche“) 😉

        Russisch steht bei mir auch ganz oben auf der Wunschliste, leider fehlt mir aktuell die Zeit für das Lernen einer weiteren Sprache.

        Mit deutsch, englisch, französisch und russisch wäre man schon gut gewappnet für die Perlen der Weltliteratur, dann ev. noch spanisch und italienisch dazu als Sahnehäubchen…

  2. Ich würde in jedem Fall empfehlen, auch mal in die literarischen Texte abseits von Hobit & LoTR & dem noch relativ bekannten Silmarillion tiefer einzusteigen. Die sind literarisch oft deutlich stärker & kommen sprachlich/atmosphärisch dem von Tolkien angestrebten Projekt einer fingierten Historie näher.
    Ich habe hier 2 große Übersichten: https://soerenheim.wordpress.com/2022/09/30/der-literarische-tolkien-jenseits-von-hobbits-ringen-1-lost-unfinished-tales-die-notwendig-widerspruchlichkeit-des-lore/
    https://soerenheim.wordpress.com/2022/10/02/der-literarische-tolkien-jenseits-von-hobbits-ringen-2-lays-und-lost-road-mehr-notwendig-widerspruchlichkeit-des-lore/

  3. Ja, Herr der Ringe ist zeitlos und ich genieße die Lektüre auch sehr. Ich lese es vorzugsweise in der dunklen Jahreszeit.
    Wobei ich die Filme aber auch gerne sehe.

    Das Silmarillion kann ich auch nur empfehlen. Es wurde von seinem Sohn vervollständigt und gibt einen guten Fingerzeig, in welcher gigantischen geistigen Welt Tolkien wirklich lebte.

    Sebastian

  4. Ein ganz toller Beitrag mal wieder über eine große Welt und für mich ein Meilenstein in der Fantasyliteratur!
    Ich hab deinen Post heute gerne in meiner Stöberrunde verlinkt 🙂

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Achja, Magic spiele ich auch immer wieder gerne – und auch meine Söhne. Die haben sich letztens die HdR Editionen gekauft, die sind schon sehr genial und da hat man beim Spielen schon ein ganz besonderes Feeling <3

      1. Liebe Aleshanee,

        vielen lieben Dank für die Erwähnung in Deiner Stöberrunde. Hui cool, ich bin immer wieder überrascht, wie viele doch Magic spielen. Die HdR Commander Decks sind schon wirklich super und gelungen. Und es ist natürlich richtig schön, wenn die eigenen Kinder Bücher lesen, die man selber auch gerne mag.

        Herzliche Grüße
        Tobi

        1. Wir haben Magic vor …20 Jahren oder so gespielt, sehr viel sogar. Dann war lange Zeit Pause und vor 2-3 Jahren haben wir dann wieder angefangen. Vor allem auch weil meine Jungs das gerne gespielt haben. Und wir sind eben auch alle Herr der Ringe Fans, da waren die neuen Editionen sozusagen Pflicht 😀 Und ich finde die Gestaltung und auch die Funktionen der Karten in Bezug auf Herr der Ringe sehr genial gemacht! Da macht es gleich noch viel mehr Spaß beim Spielen!

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