Manesse Bibliothek Relaunch 2017

Der Überblick über meine Rezensionen zeigt, dass ich den Manesse Verlag sehr schätze und regelmäßig zu den Büchern aus der Reihe Klassiker der Weltliteratur greife. Sowohl von der inhaltlichen Qualität, als auch von der bibliophilen Ausstattung her konnten mich die Bücher einfach überzeugen. Nun wurde aber unter dem Dach der Random House Gruppe der neue Penguin Hardcover Verlag angekündigt, der im Herbst 2018 starten wird. Die Vermutung, dass die Verlagsgruppe sich nun ausschließlich auf den neuen Penguin Classics Hardcover Verlag konzentriert, wurde aber recht schnell dementiert. Nun macht der Manesse Verlag ernst und erneuert seine bekannteste Reihe und veröffentlicht ab dem 2. Oktober Klassiker in neuem Gewand. Ich habe mir das alles mal genauer angesehen und will ein wenig darüber berichten.

Vor über 70 Jahren hat der Manesse Verlag die Bibliothek der Weltliteratur gestartet und veröffentlich seit 1944 jährlich lesenswerte, neu übersetzte und luxuriös ausgestattete Klassiker. Eine Übersicht aller Bücher nach Erscheinungsjahr ist auf Wikipedia zu finden und offenbart, dass hier auch sehr viele bekannte Triple-A Titel im Programm sind. Aus meiner Sicht vereint diese Reihe hier sehr viele hervorragende Bücher, die mich durchgängig begeistern konnten. Sowohl inhaltlich, aber auch durch die Aufmachung der hübschen kleinen Büchlein, die sehr handlich und mit ihrer Fadenbindung, dem Leineneinband und der Goldprägung sehr schön anzusehen sind.

Seit damals wurde die Gestaltung einige Male angepasst. Allerdings nur sehr geringfügig. Beispielsweise wurden früher Abbildungen in schwarz-weiß gehalten, später dann aber auch farbige Gemälde verwendet. Auch die Farbgebung wurde über die Jahre etwas angepasst und von primär Ockertönen und hellem Blau etwas bunter gestaltet. Insgesamt hatten die Manesse Büchlein aber immer den gleichen Stil und waren sehr einheitlich. Tatsächlich muss man schon zweimal hinsehen, um herauszufinden ob ein Manesse Buch neuerem Datums ist oder schon etwas älter ist. Und selbst bei einem frisch gekauften Buch kann der Inhalt schon einige Jahrzehnte alt sein.

Viele Bücher sind mittlerweile nicht mehr lieferbar, aber gebraucht sind sie noch sehr gut zu bekommen und so habe ich auch ein paar der älteren Ausgaben mit einer etwas älteren Gestaltung im Schrank stehen. Oben seht ihr ein Bild mit einer älteren Ausgabe links, einer aktuellen im einheitlichen Stil in der Mitte und rechts der Neugestaltung. Ganz Rechts seht ihr ebenfalls ein neueres Buch, mit einer ganz besonderen Aufmachung.

Trotz der jahrzehntelangen Treue zu dem einheitlichen Stil hat sich Manesse nun entschieden, die Bibliothek einem Relaunch zu unterziehen und der fällt wesentlich gravierender aus, als die bisherigen Anpassungen. Ziel ist es eine zeitgemäße und moderne Optik zu bekommen und mit Hilfe der Buchgestaltung den Klassikern die Aktualität zu verpassen, die sie nach all den Jahren noch immer haben. Speziell für Klassiker der Moderne, also aus dem 20. Jahrhundert, ist das natürlich durchaus passend. Aber auch das Marketing zu fördern und den jeweiligen Büchlein ein individuelleres, auf den Inhalt angepasstes Aussehen zu geben ist ein Ziel dieser Veränderung.

Ich habe die Neuauflage von Frankenstein genauer begutachtet und will meine Eindrücke teilen, die in einigen Punkten sehr positiv, in anderen eher durchwachsen ausfallen. Das Cover sticht mit seiner grellen Farbe auf jeden Fall sofort ins Auge. Auch der ganz neue Stil der auf jeden Fall sehr modern wirkt und mit den pop-art-artigen Abbildungen (bei Frankenstein die Hand, bei Jenseits von Afrika beispielsweise die Zebras) eher wie ein aktueller Roman wirkt und eigentlich nicht mehr an einen Klassiker erinnert. Auch das Vorsatzpapier greift diesen Stil wieder auf und ist ganz individuell nach Romaninhalt gestaltet, wobei ein individuell gestaltetes Vorsatzpapier bei der Reihe ein Novum ist. Frankenstein wirkt sehr edel und wertig, so wie ich das von Manesse gewohnt bin. Mir ist das Ganze dann aber doch zu modern und poppig. Auch wenn die alten Bücher vom Cover her ziemlich old school waren, haben sie mir doch immer sehr gut gefallen. Insbesondere mit den immer sehr gut gewählten Gemälden. Für moderne Klassiker finde ich das Aussehen sehr passend, beispielsweise Babbitt von Sinclair Lewis trifft genau den Inhalt und weckt die Lust auf eine Geschichte im Amerika Anfang des 20. Jahrhunderts. Bei Frankenstein, einem Roman, der doch eher zur Kategorie alte Gruselgeschichte gehört, lockt mich das Cover eher weniger.

Eine weitere Neuerung ist der Verzicht auf den Leineneinband. Ach wenn ihr Leser meines Blogs seid, dann kennt ihr mich. Es gibt nur einen Grund für mich, auf einen Leineneinband zu verzichten. Und zwar zugunsten eines Prunkledereinbandes. Es gibt durchaus Bücher, da passt ein gewöhnlicher Einband richtig gut, wie bei einigen Romanen vom Hanser Verlag (ich denke da an Alles für ein bisschen Ruhm von Alfred Hayes). Aber die Leineneinbände vom Manesse Verlag mit der Goldprägung waren für mich schon ein echtes Highlight. Die haben mein Herz immer höher schlagen lassen. Allerdings wird man auch in Zukunft individuell je Buch entscheiden, welche Ausstattung gewählt wird. Ich hoffe also, dass es noch viele Bücher wie Wein und Haschisch von Charles Baudelaire geben wird. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass der Manesse Verlag aktuell viel ausprobiert und die neu gestalteten Klassiker, die in den letzten zwei Jahren so erschienen sind, konnten mich gerade wegen ihrer Einzigartigkeit sehr begeistern. Beispielsweise auch die schönen Bücher von Henry James.

Vom Format her sind die Bücher gleich geblieben. Das ist für mich ein ganz großer Pluspunkt, denn sie sind immer sehr handlich und gerade in der S-Bahn ist das sehr praktisch. Gleichzeitig muss man nicht auf ein schönes gebundenes Buch verzichten und hat ein vollwertiges, geschmeidiges Büchlein in Händen. Das hat sich nicht geändert und noch immer fühlt es sich sehr gut an diese Bücher aufzuschlagen und zu lesen.

Sehr gut finde ich die farbliche Abstimmung. Bei Frankenstein passt das einfach sehr gut zusammen. Das Cover, der schwarze Umschlag und das ebenfalls in Schwarz gehaltene Vorsatzpapier. Auch für die Fadenbindung und das Lesebändchen wurde ein Schwarz gewählt. Das Kontrastiert hervorragend und sieht sehr schick aus. Besonders die schwarze Fadenbindung ist sehr gelungen, wobei diese für mich immer ein ganz großer Pluspunkt ist und ich liebe Bücher, die eine solche haben und auch in die Gestaltung mit einbeziehen. Das ist immer ein ganz deutliches Zeichen für ein Buch, bei dem Zeit und Hingabe in die Gestaltung geflossen ist. Meine neben Manesse favorisierten Premiumreihen von Mare und Hanser haben das auch und da möchte ich das auch nicht mehr missen.

Ebenfalls sehr gelungen ist die Schriftart. Der Name des Buches auf der Titelseite, die Kapitelüberschriften und die Seitenzahlen sind in einer schlichten und klaren Schriftart abgebildet. Jetzt fehlt mir hier das Detailwissen in der hohen Kunst der Typographie, um diese Stilrichtung der Schriftart zu benennen, aber mir gefällt diese aufgeräumte und gut lesbare Schrift sehr gut. Eigentlich kenne ich so eine Schriftart eher aus dem digitalen Bereich.

Jetzt hab ich viel über das Aussehen geschwurbelt, denn genau da hat sich viel geändert. Aber die Qualität des Inhalts ist unverändert. Noch immer werden hier hochwertige Neuübersetzungen geboten, die von einem Nachwort und Anmerkungen begleitet werden und sich nahtlos in die Kategorie Premiumklassiker einreihen. Diesbezüglich kann ich die Bücher nur sehr empfehlen, da passt einfach alles.

Fazit: Ich bin von der neuen Gestaltung hin- und hergerissen. Die grellen Farben, der Stil der Abbildungen und das Fehlen des Leineneinbandes können mich nur für moderne Klassiker begeistern, wo dieses Aussehen sehr gut zum Inhalt passt. Die farbliche Abstimmung, die hochwertige Fadenbindung, das Format und natürlich der unverändert hochwertige Inhalt kann durchgängig überzeugen. Das bisherige Design der traditionellen Klassiker der Weltliteratur sind bei mir natürlich schon sehr positiv behaftet und wecken sofort Assoziationen mit den vielen vergangenen Stunden höchsten Lesegenusses. Auf jeden Fall hoffe ich, dass der Manesse Verlag nicht aufhört, ganz unterschiedliche Bücher zu gestalten. Wein und Haschisch von Charles Baudelaire, Washington Square von Henry James oder auch die angekündigte Prachtausgabe von Ilias von Homer zeigen, dass es hier sehr viel zu entdecken gibt. Manesse gehört für mich zusammen mit Mare und Hanser zu meinen absoluten Favoriten und das wird sich auch nach dem optischen Relaunch nicht ändern.

Wichtig: Die neu gestaltete Reihe ist ab dem 2. Oktober im verfügbar. Weitere Informationen gibt es in der Herbst 2017 Vorschau.

23 Comments

  1. Hallo Tobi,
    ich war schon sehr gespannt auf deine Meinung zum Relaunch, da du ja auch ein großer Fan der Mannes Bibliothek bist. Ich war erst etwas skeptisch, da die langjähringen Käufer (und Sammler) dieser Reihe vermutlich eher enttäuscht sind vom neuen Design. Allerdings waren die Cover auch wirklich ziemlich altmodisch und vermutlich für neue Käufer und / oder jüngere Leser nicht besonders attraktiv. Dank deines Beitrags bin ich jetzt beruhigt, es sind ja immer noch hochwertige Büchlein (den Leineneinband werde ich auch vermissen) und die Sammler haben die interessanten Titel vermutlich inzwischen im Regal stehen. Und in der Buchgestaltung sind die Deutschen ja bisher recht konservativ, da wurde es Zeit, dass jetzt etwas modernere Cover Einzug halten. Vielen Dank für den interessanten Beitrag. „Babbitt“ ist schon fest vorgemerkt und „Jenseits von Afrika“ fehlt mir auch noch. Ich bin gespannt auf die weiteren Titel.
    Beste Grüße
    Thomas

    1. Lieber Thomas,

      was die Buchgestaltung angeht scheint der deutsche Markt ja wirklich etwas schwierig zu sein. Ich finde viele englischsprachige Bücher echt gelungen und frage mich oft, wieso die deutschen Ausgaben dann oft so fad und bieder daher kommen. Sehr schön finde ich, dass der Manesse Verlag etwas wagt und sich mit neuer Buchgestaltung probiert. Der Leineneinband fehlt mir schon sehr. Bei modernen Klassiker geht das noch, bei so richtig schönen alten Klassikern, wie eben auch Frankenstein, fand ich das bestehende Aussehen passender. Aber die Gesamtqualität stimmt noch und das finde ich beruhigend.

      Herzliche Grüße
      Tobi

  2. Die Fadenbindung ist wundervoll! Aber das pinkfarbene Cover finde ich gruselig und ich verstehe nicht, warum man sich dafür entschieden hat.
    Vorsatzpapier: naja, kann man machen, finde es aber zu verspielt für „Frankenstein“.
    Aber danke für den ausführlichen Bericht!

    1. Liebe Sonja,

      für Frankenstein hätte ich das Cover und diesen Stil auch nicht unbedingt gewählt. Für „Jenseits von Afrika“ oder „Babbitt“ erscheint mir die Buchgestaltung ganz passend. Das Vorsatzpapier macht eine Menge aus und ich hab einige Bücher, bei denen das so richtig gut gelungen ist. Für Frankenstein hätte ich vom kompletten Design eher was in Richtung dezenter, dunkler Verzierungen mit irgendeinem schlichten Gothic-Muster bevorzugt.

      Auf jeden Fall finde ich es sehr gut, dass Manesse hier mal vom Design richtig aufdreht. So ein Buch sticht in der Auslage sicher ins Auge und vielleicht lockt es doch den ein oder anderen dazu, einmal zu einen Klassiker zu greifen.

      Liebe Grüße
      Tobi

  3. Lieber Tobi !

    Hm….bin ich hier die Einzige, die das neue Design einfach grauenhaft findet? Um beim Beispiel Frankenstein zu bleiben, wie um Himmels Willen soll denn „Rosa“ bitte zu dieser eher düsteren und dem gothic novel Genre zugeordneten Erzählung passen? Ich habe mir auch die anderen Bücher der neuen Manesse-Reihe angesehen und musste leider feststellen, dass auch da wenig lobenswertes zu erähnen ist. Teilweise passen die Cover – Gestaltungen so überhaupt nicht zum Inhalt, mir kommt vor , der Manesse Verlag versucht eine kommerzielle Richtung einzuschlagen und auf modern zu machen…nun ja…ein modernes Cover macht ein Buch aus dem 18. Jh dennoch nicht modern und spätestens nach dem Aufschlagen der ersten Seiten werden Leser, die sich vom Cover angesprochen fühlten dies auch bemerken. Naja, wir werden ja sehen, ob die Rechnung aufgeht, ich bin ja eher skeptisch und um ehrlich zu sein, entscheide ich mich auch nach Buchgestaltung für Verlage. Also wenn es das Buch Frankenstein auch wo anders gibt, werde ich es bestimmt nicht bei Manesse kaufen!

    Lg Tinka

    1. Liebe Tinka,

      dass das neue Design kontrovers betrachtet wird, wundert mich gar nicht. Das ist schon ziemlich knallig, was Manesse hier präsentiert. Was auf der einen Seite die Aufmerksamkeit ziemlich auf sich zieht, das stößt natürlich alle ab, die es lieber etwas dezenter mögen. Frankenstein speziell würde ich mir auch eher in einer älteren und dezenteren Gestaltung wünschen. Insgesamt bin ich gespannt, was künftig so präsentiert wird. Ich hoffe ja sehr auf ganz was Neues, so wie „Wein und Haschisch“. Hochwertig und außergewöhnlich. Und vor allem mit Leineneinband oder anderen schönen Materialien, denn der würde mir auf Dauer bei den Manesse Büchern sehr fehlen.

      Liebe Grüße
      Tobi

  4. Huhu Tobi,
    danke für den schönen und interessanten Post. Ich habe mir die Neuerscheinungen auf die Wunschliste gepackt, da ich gerne mehr Klassiker lesen möchte, aber ich muss sagen die Aufmachung überzeugt mich leider gar nicht. Das Pink bei Frankenstein, aber auch die Zebras bei „Jenseits von Afrika“ gefallen mir leider gar nicht:-( Aber es kommt ja vorwiegend auf den Inhalt an. Dennoch denke ich, dass sie Manesse mit dieser „moderneren“ Form nicht gerade einen Gefallen tut.
    Liebe Grüße, Petra

    1. Liebe Petra,

      ich bin mir nicht sicher, wie das neue Aussehen so ankommen wird. Ich kann mir schon vorstellen, dass viele von diesem modernen und grellen Stil angezogen werden. Es verleiht einem Buch einen anderen Flair als das altbekannte Design. Und irgendwie kauft das Auge ja immer mit. Bei vielen gibt es aber auch eine gewisse Vorstellung davon, wie ein Klassiker wirken muss. Also mal sehen, wohin die Reise geht und ob der Manesse Verlag es schafft beide Welten unter einen Hut zu bekommen.

      Liebe Grüße
      Tobi

  5. Hallo Tobi,

    also mir gefällt das neue Design überhaupt nicht. Frankenstein wird in „Rosa“ präsentiert, obwohl es sich um eine düstere Geschichte handelt. Bei drei Mann in einem Boot; ganz zu schweigen vom Hund! werden nur in knalligen Farben dargestellte unförmige, schwimmende Männer abgebildet. Bei der vorherigen Auflage wurde dem Titel eher entsprechend ein Mann in einem Boot sitzend abgebildet. Bei den gebundenen Büchern habe ich lieber ein Leineneinband in der Hand (insbesondere das japanische Prachtleinen der limitierten Sonderedition der Geschichte vom Prinzen Genji, erschienen im Manesse Verlag, ist eine Wucht!). Auf der Webseite des Manesse Verlags wird unter Angaben zum Verlagsprofil sogar noch mit einem Zitat der Welt am Sonntag zur besonderen Buchausstattung (insbes. Leineneinband) geworben. Auch der Hanser Verlag wirbt auf seiner Webseite bei der Reihe Klassiker in Neuübersetzung mit dem Leineneinband als hochwertigen Einband. Ich bin mir daher nicht sicher, ob der neue Einband aus Papier/Pappe genauso hochwertig ist, insbesondere die haptisch angenehme Art des Leineneinbands aufweist.

    Die angekündigten Neuerscheinungen betreffen meistens Bücher, die bereits im Manesse Programm vorhanden waren. Bei Frankenstein handelt es sich um die Übersetzung der Fassung von 1818 (gewöhnlich ist die Fassung von 1831). Diese Übersetzung durch Alexander Pechmann lag bereits in gedruckter Fassung vor (erschienen 2006 bei Artemis und Winkler). Vielleicht hätte man zusätzlich die Urfassung, also die Novelle von 1816 oder das Manuskript der Autorin ohne Lektorat von Percy, abdrucken sollen. In Englisch ist diese Urfassung seit 2008 erhältlich (Herausgeber: Charles E. Robinson; ISBN: 978-1-851-24396-9). Ich hätte es schön gefunden, wenn man beide Fassungen (Fassung von 1818 + Urfassung) mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen abgedruckt hätte.

    Angesichts der Neuausrichtung des Verlags bin ich hin- und hergerissen. Ich würde mir gern „Vernunft und Gefühl“ von Jane Austen in der Übersetzung von Andrea Ott kaufen. Diese halte ich für wesentlich besser, als die alte Übersetzung von Ruth Schirmer (ich habe bei beiden Übersetzungen jeweils die ersten Kapitel gegeneinander verglichen). Vernunft und Gefühl in der Neuübersetzung liegt nur als großformatiges Buch ohne Fadenheftung vor. Bei den großformatigen Büchern des Manesse Verlags stört mich insbesondere die Schriftgröße, die schon fast einem Großdruck nahekommt (z.B. Alexandre Dumas – Ein Liebesabenteuer). Manchmal hat man das Gefühl, dass diese Schriftgröße extra gewählt wird, damit man auf eine bestimmte Seitenzahl kommt um den Preis des Buches zu rechtfertigen. Als Ende des Jahres vom Manesse Verlag auf Facebook angekündigt wurde, dass demnächst wieder mehr Bücher der Reihe Bibliothek der Weltliteratur veröffentlicht werden, war meine Vorfreude zunächst groß. Jetzt weiß ich, dass das vorgenannte Buch allenfalls durch ein kunterbuntes kleines Büchlein ergänzt wird.

    Auf meiner Wunschliste stehen noch einige Bücher der Reihe Bibliothek der Weltliteratur im alten Format. Ob ich danach noch die kleinen Bücher vom Verlag kaufen werde, weiß ich noch nicht (auch Vernunft und Gefühl habe ich allein deshalb nicht gekauft, weil mir die Buchgestaltung nicht gefiel). Irgendwie ist es wie beim Essen. Auch das Auge isst mit.

    Liebe Grüße, Jörg

    1. Lieber Jörg,

      der fehlende Leineneinband ist für mich auch ein ziemlicher Einschnitt. Von der bibliophilen Ausstattung können die neu gestalteten Bücher nicht mit den Klassikern des Hanser Verlags mithalten. Auch die Mare Klassiker sind mit ihrem Schuber und der edlen und klassischen Gestaltung in einer anderen Liga. Andererseits hat der Manesse Verlag in den knapp 70 vergangenen Jahren die ganzen dicken Fische schon veröffentlicht. Dass er jetzt etwas Neues probiert kann ich gut verstehen. Auch um die Zielgruppe etwas zu erweitern. Wenn ich mir beispielsweise die Novellensammlung von Balzac ansehe, oder „Die Elenden“, dann gibt es da wenig Steigerung. Weder von der Übersetzung, noch von der schönen Aufmachung. Daher bin ich sehr entspannt, denn diesen großen Fundus an bereits veröffentlichter Manesse Bücher bleibt und kann weiterhin entdeckt werden.

      Die größerformatigen Manessebücher haben mir immer ganz gut gefallen. Die Henry James Bücher fand ich schon schön schick gemacht. Und Dumas Liebesabenteuer ist für mich so eine ganz klassische Kost für zwischendurch, die aber auch schön in der Hand liegt und vom Aussehen überzeugen konnte. Aber da sind ganz sicher monetäre Hintergründe in der Gestaltung und dem Format. Der Klett-Cotta-Verlag hat das auch sehr oft schon gemacht. Bei solchen Titel neige ich dazu, ein paar Jahre zu warten und sie mir gebraucht zu holen.

      Jörg, ich glaub du bist hinsichtlich Deiner Ansprüche und Wünsche an die Ästhetik von Büchern ähnlich gelagert wie ich. Das Auge isst definitiv mit. Richtig schöne Klassiker zu finden ist nicht so einfach. Ich hab schon einige wunderbare Bücher im Schrank stehen und ich verzichte auch immer mal wieder darauf eine Geschichte zu lesen, wenn es sie nur als schlatzrige Ausgabe gibt. Oft ist es mir aber dann doch egal, weil der Inhalt in jedem Format überzeugen würde.

      Liebe Grüße
      Tobi

  6. Hallo Tobi

    Ich muss gestehen, dass ich schon ziemlich geschockt war, als ich die neuen Covers aus dem Haus Manesse zum ersten mal gesehen habe. Für mich ist irgendwie das gewisse Etwas verloren gegangen. Der Stil, der einfach bei Klassikern vorhanden sein muss (wie zum Beispiel bei der wunderbaren Reihe aus dem Mare-Verlag), fehlt mir hier eindeutig. Dass man gleichzeitig auch noch den edlen Leineneinband beerdigt hat, macht es für mich noch schlimmer. Ich hoffe wirklich inständig, dass die zuständigen Stellen im Verlag da nochmals über die Bücher gehen werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stammkunden hier mitziehen…

    Beste Grüsse

    Stefan

  7. Ich kenne die Bücher nicht. Kann aber den allgemeinen Unmut wegen des veränderten Covers verstehen. Gerade bei einem Klassiker verbindet man mit dem Buch einfach mehr, als nur den reinen Inhalt.

    Neri, Leselaunen

  8. Lieber Tobi,
    ich muss gestehen, dass mir die neue Gestaltung leider auch nicht zusagt. Ich bin wirklich glücklich, dass ich so viele schöne alte Bändchen habe und würde vermutlich weitere Bände dann lieber in der alten Gestaltung und aus zweiter Hand kaufen.
    Liebe Grüße
    Petra

    1. Liebe Petra,

      die bisherige Gestaltung ist schon sehr schwer zu toppen. Alleine schon die schöne Qualität mit dem Leineneinband. Für mich kommt es künftig auf das Buch an. So richtig schöne alte Klassiker würde ich mir auch eher aus zweiter Hand aus der alten Reihe holen. Was ich schon oft gemacht habe und auch gut funktioniert, denn die Manesse Bändchen sind sehr verbreitet und man bekommt sie auch noch in einem Top Zustand ohne Probleme. Das alte Design ist einfach schon so stark mit positiven Erinnerungen behaftet. Da fällt ein Wechsel schon schwer.

      Liebe Grüße
      Tobi

  9. Danke für die umfangreiche Darstellung! Ich stehe mit meiner Meinung vermutlich allein da, aber ich finde die neuen Cover genial. Das liegt vielleicht daran, dass ich noch kein Manesse-Buch hier habe, aber immer wieder begeistert bei dir gelesen habe, wenn du diese Bücher vorgestellt hast. Ich finde zwar auch die alte Gestaltung sehr schön, aber die neue spricht mich von der Farbgebung einfach mehr an. Nur dass es jetzt kein Leineneinband mehr ist, ist wirklich schade :-/

    1. Liebe Friederike,

      also Du bist die Erste, die das neue Design so richtig lobt. Ich glaube ja auch, dass viel die Gewohnheit ist und wenn man eben schon so viele schöne Lesestunden mit einer Reihe verbracht hat, dann assoziiert man das einfach schon mit dem Aussehen. Mal sehen wie sich das so weiter entwickelt. Ich bin ja gespannt auf die Bücher, die ganz individuell gestaltet werden (wie „Wein und Haschisch“), da experimentiert der Manesse Verlag immer wieder und ich hoffe, dass das auch so bleibt.

      Liebe Grüße
      Tobi

  10. Hallo Tobi,
    ich bin seit vielen Jahren ein bekennender Manesse-Liebhaber und war nicht gerade erfreut, als ich von den Relaunch-Plänen des Verlages erfuhr (ich hatte natürlich schon so einiges befürchtet, nachdem Manesse an Random House verkauft wurde). Nun habe ich die neuen Bände zwar noch nicht in der Hand gehabt (werde das demnächst tun), aber ich habe alles, was es im Netz dazu gibt (Beiträge und Videos des Verlages, von Buchhändlern und Lesern), angeschaut. Ich finde die Neugestaltung nicht sehr gelungen, ein wenig zu grell und zu sehr auf Effekt gemacht. Positiv ist erst einmal, dass die Reihe überhaupt weitergeht und dass die Bände (vorläufig noch) weiter in Fadenheftung gebunden sind. Die grafische Gestaltung und die Farbigkeit sind ja nicht schlecht, aber meiner Meinung nach nicht so recht passend für eine auf „Nachhaltigkeit“ angelegte Klassik-/Weltliteratur-Reihe. Negativ ist auf jeden Fall der Wegfall des Leinenbandes. Dieser war bei den Manesse-Bänden immer besonders fein und zusätzlich noch mit dem Manesse-Logo geprägt – einfach wunderbar. Der neue Pappband ist dann doch sehr schlicht und – soweit ich sehen konnte – auch nicht mehr geprägt. Der Verlag möchte wohl Neukunden und junge Leute ansprechen. Zu diesem Zweck hätte man aber eine neue Reihe erschaffen („manesse nova“ oder irgend so etwas) und diese so poppig gestalten können. Die alte Reihe mit ihrer Eleganz und ihren auf Langlebigkeit und Sammelwürdigkeit angelegten, weltweit begehrten Bänden hätte der Verlag einfach weiterführen sollen, und dann nicht nur zwei bis drei Neuerscheinungen pro Jahr, sondern monatlich eine. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein so riesiges Verlagshaus wie Random House an einer Traditionsreihe wie Manesse scheitert. Zumal in Deutschland und Österreich die Buchpreisbindung sehr komfortable Möglichkeiten der „Querfinanzierung“ bietet. Dass man gelegentlich das Layout etwas auffrischt, ist sicher richtig. Z.B. die farbigen Vorsatzblätter sind ja schon eine gute Idee. Diese hätte man aber viel feiner und dezenter gestalten müssen. Ich jedenfalls weiß nicht so recht, ob ich mich mit diesen grellbunten Bänden anfreunden kann. Ich fürchte auch, dass nach einigen Bänden „die Luft raus ist“. Man kann die Farbigkeit und Auffälligkeit nicht unendlich steigern. Außerdem verliert sich der Wiedererkennungswert. Es gibt diverse Verlage, die solche Bände im Taschenbuchformat mit farbigen Einbänden in Leinen- oder Glanzoptik anbieten. Dann muss der Verlag aufpassen, dass nicht nach einem anfänglichen Hype die Bände langsam in der Masse der bunten Taschenbücher untergehen.
    Übrigens: Gerade ist ein neuer Manesse-Band in der neuen Gestaltung erschienen: Swift: Gullivers Reisen
    Liebe Grüße
    Rolf

    1. Lieber Rolf,

      ich bin noch immer hin und her gerissen. Einerseits finde ich es sehr schön, dass der Manesse Verlag hier Neues ausprobiert und neue Gestaltungsmöglichkeiten testet. Aber so 100% trifft die neue Gestaltung nicht meinen Geschmack. Ich bin mir nicht sicher, wie sich das auswirken wird. Möglicherweise verliert die Reihe einige alte Fans, gewinnt dafür dann aber wieder neuere Leser. Ich hätte wahrscheinlich auch eher einen konservativeres Redesign gemacht und wie du schreibst eine neue Reihe gestartet, die speziell neue Leser anlocken soll. Andererseits muss man echt sagen, dass das ein ziemlicher Nischenmarkt ist. Und unserer bibliophile Blick fürs Detail haben wohl nicht so viele. Das könnte schon eine gute strategische Ausrichtung sein.

      Liebe Grüße
      Tobi

  11. Manesse hat schon im Jahr 1999 alle erschienenen Bücher als Pappbände in etwas größerem Format aber mit identischer Aufmachung der Bibliothek der Weltliteratur veröffentlicht. Es handelte sich durchwegs um Bücher mit geringer Seitenzahl. Nachdem die Serie wieder eingestellt wurde, gehe ich davon aus, dass die Reihe nicht der Verkaufshit waren.
    Seitdem Manesse zu Random House gehört, ist ganz klar eine Verflachung des Herstellungsniveaus zu verzeichnen: Lederbände wurden schon in den letzten Erscheinungsjahren nicht mehr gefertigt und angeboten.
    Ein Leineneinband ist in der Herstellung einfach teurer, aber eben auch langlebiger, als ein Pappband, der sich nach kurzem Gebrauch an den Ecken und Kanten abstößt. Vermutlich ist auch die Qualität der Schutzumschläge (ist nur eine Vermutung, ich habe noch kein Buch in neuer Aufmachung in der Hand gehalten) reduziert worden. Das gelackte Papier der bisherigen alten Aufmachung hielt schon einiges aus.

    Die Zeiten, wo der Kunde je nach „Geldbeutel“ den Text mit Einband in
    Broschur
    Pappband
    Halbleinen
    Leinen
    Halbleder
    Leder oder
    Pergament (Reihenfolge nach Preisen aufsteigend) wählen konnte sind leider schon lange vorbei. So etwas wünschte ich mir heute wieder.

    Ich glaube nicht, dass die bisherigen Kunden ohne weiteres auf die neuen Bände umsteigen werden, und ich würde auch eher versuchen die Bände in alter Aufmachung mir antiquairsch zu besorgen.

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